Gerade sitze ich hier in meinem Hotelzimmer in Berlin. Eine Junior-Suite um genau zu sein. Man gönnt sich ja sonst nichts. Mit coolen spacigen und pinken Möbeln mit Aussicht über die Spree.
Was ich hier tue? Ich warte auf meine Freundin, die heute Abend anreist. Wir kennen uns noch aus der Uni-Zeit in England und während sie ihr Herz in England verloren hat und dort geblieben ist, bin ich nach etwas mehr als zwei Jahren der Liebe wegen ins Allgäu gezogen. Trotzdem verbindet uns immer noch eine ganz besondere Liebe: Nämlich die Liebe zum Reisen.
Seit Jahren schon machen wir regelmäßig einen Städtetrip in Europa zusammen. Immer wieder in eine andere Stadt, immer wieder in ein anderes Land. Dieses Mal ist die Wahl auf Berlin gefallen, weil wir schon seit Jahren davon sprechen, dass wir hier mal gemeinsam herkommen wollen, es dann aber irgendwie doch nicht gemacht haben.
Klingt toll, denkst du jetzt vielleicht.
Ist es auch.
HABEN WIR DAS JEDES JAHR GEMACHT, SEIT ICH NICHT MEHR IN ENGLAND LEBE?
Wie gerne würde ich jetzt „ja“ sagen, aber das würde nicht der Wahrheit entsprechen und wir wollen hier ja immer ehrlich miteinander sein, oder?
Hier kommt also die ganze Wahrheit und du wirst auch gleich merken, was das Ganze mit deinem Mama-Business zu tun hat:
DIE UNGESCHMINKTE WAHRHEIT
Bis zu dem Moment als ich schwanger war, haben wir wirklich jedes Jahr einen Städtetrip gemacht. Prag, Wien, Madrid, London…
Schon damals habe ich diese kleinen Auszeiten genossen. Wir haben es uns immer richtig gut gehen lassen: Schöne Hotels, leckeres Essen, das gemeinsame Erkunden der Städte, Fotosessions bis tief in die Nacht, um auch alles bei Nacht festzuhalten, ein bisschen Klatsch und Tratsch aber hauptsächlich einfach eine gute Zeit haben.
Wir sind beide nicht die richtigen Partyhühner und sehr leicht zufrieden zu stellen. Gib uns ein leckeres Essen und dazu ein köstliches Glas Wein, eine Bar mit schöner Aussicht und tolle Fotomotive und wir sind die glücklichsten Menschen der Welt. Was für andere ein langweiliger Frauenausflug ist, ist für uns das Paradies auf Erden.
DER WENDEPUNKT
Und dann blickte ich im Herbst 2015 auf einen positiven Schwangerschaftstest.
Ein Traum, der plötzlich Wirklichkeit geworden war. Ein Baby sollte ca. neun Monate später bei uns einziehen (gut, am Ende waren es tatsächlich 10 Monate, aber zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass uns der kleine Mann so lange warten lassen würde) und unser Leben gewaltig auf den Kopf stellen.
Statt Krimis und Sophie Kinsella Romanen zogen Schwangerschafts- und Babyratgeber bei mir ein. Statt Reisen zu planen, wurde das Haus „babyproof“ gemacht. Statt Sehenswürdigkeiten in europäischen Großstädten abzuklappern, wurden Babygeschäfte besichtigt. Statt des gemütlichen Glas Wein gab es bei mir nur noch ein Lieblingsgetränk: Malzbier. (Keine Ahnung, was mich da in der Schwangerschaft geritten hat…)
Keinen Gedanken verschwendete ich mehr an das Reisen und genauso abrupt, wie der positive Schwangerschaftstest mein Leben verändert hatte, stoppten auch die Wochenendreisen mit meiner Freundin.
Auch die Geburt unseres Sohnes änderte nichts daran. Die ersten Monate gab es nur noch das Baby und alle Startschwierigkeiten, die es mit sich brachte. Voller Fokus auf Windeln, Stillen, Babynahrung und darauf, möglichst viel Schlaf zwischendurch zu bekommen.
Doch irgendwann kehrte auch bei uns und unserem turbulenten Start ins Familienleben wieder der Alltag ein. Routinen entwickelten sich und langsam aber sicher klappte alles sozusagen auf Autopilot.
Und plötzlich kamen da meine Gedanken an mein Business, meine Reisen, meine Freiheit und allgemein an „mein“ Leben zurück.
MAMA UND HAUSHALT – DAS KONNTE DOCH NICHT ALLES GEWESEN SEIN, ODER?
Ich nahm also kurzerhand den Hörer in die Hand, rief meine Freundin an und fragte sie, wann wir denn das nächste Mal einen Städtetrip machen sollten.
„Ich hatte mich schon gefragt, wann es endlich wieder losgeht“ antwortete sie mir. Denn sie kennt mich. Sie kennt mich gut und wusste, dass meine komplette Abstinenz vom Reisen, von der Freiheit nicht ewig andauern konnte.
Und so ging es im letzten Jahr endlich wieder los.
Amsterdam war das auserkorene Ziel und als ich mich auf den Weg machte, so ganz alleine, mit kleinem Handgepäckskoffer, ohne für jegliche Eventualität gepackt zu haben, wie es sich langsam aber sicher beim Reisen mit Baby eingeschlichen hatte, merkte ich, wie etwas in mir zum Leben erwachte.
Ein längst verdrängtes, ja sogar schon fast vergessenes Gefühl machte sich breit: Glück. Pures Glück.
Doch mit dabei machte sich auch etwas Anderes bei mir breit: Schuldgefühle.
Durfte ich mir als Mama einfach das Recht herausnehmen, alleine auf Reisen zu gehen?
Etwas nur für mich zu tun?
Ist das nicht egoistisch?
Bin ich jetzt eine Rabenmutter?
Vernachlässige ich mein Kind?
Auf der einen Seite, genoss ich das Wochenende mit meiner Freundin. Ich genoss es, gemütlich durch die Gassen von Amsterdam zu schlendern, die Stadt für mich zu entdecken und eben „wie früher“ einfach nur eine gute Zeit zu haben.
Aber auf der anderen Seite waren da eben all diese Fragen, die mich beschäftigten.
Auch nach meiner Rückkehr war ich mir noch nicht sicher, ob das wirklich gut war. Ob ich das mit diesen Reisen vielleicht doch besser lassen sollte, bis der Kleine älter ist. Bis er seine Mama nicht mehr so sehr braucht?
DER ÜBERRASCHUNGS-EFFEKT
Und dann passierte etwas, was ich so nicht erwartet hatte.
Unser Alltag entspannte sich. ICH war entspannter. Und das übertrug sich auch auf meinen Sohn, meinen Mann und mein gesamtes Umfeld.
Überall hörte ich davon, wie toll das Wochenende doch war, als ich in Amsterdam war. Meine Familie hatte Spaß. Sie haben die Zeit auch ohne mich genossen. Die Welt ist nicht untergegangen und mein Sohn empfing mich bei meiner Ankunft freudestrahlend und erzählte mir, was er alles Tolles erlebt hatte.
So entspannt wie in den Tagen und Wochen nach diesem Wochenendtrip war es lange nicht im Hause Heinzelmann. Auch meine Arbeit fiel mir plötzlich viel viel leichter. Es war alles nicht mehr in so viel Stress verpackt, sondern ich lies die Sache entspannt angehen und das veränderte auch die Qualität meiner Arbeit. Ich schaffte mehr in weniger Zeit, weil ich einfach mal wieder ausgeschlafen hatte am Wochenende. weil ich nicht im alltäglichen Einheitsbrei gefangen war. Weil ich mal etwas Anderes gesehen habe. Weil ich einfach mal wieder etwas für mich selbst getan habe.
UND WAS HAT DAS NUN ALLES MIT DIR UND DEINEM BUSINESS ZU TUN?
Ich will jetzt nicht, dass du sofort alles stehen und liegen lässt, deine beste Freundin einsammelst und dich in den nächst besten Zug nach Gott weiß wohin setzt.
Du musst dich auch überhaupt nicht in irgendeinen Zug, ein Auto oder ein Flugzeug setzen. Du darfst auch gut und gerne zu Hause bleiben (nicht jede von uns muss so reiseverrückt sein, wie meine Freundin ich…).
Aber frag dich mal, wann du zum letzten Mal etwas für dich gemacht hast. Einfach nur, weil du Spaß dabei hattest. Wann hast du das letzte Mal etwas alleine gemacht? Ohne dein Kind im Schlepptau?
Wenn du nun nur auf große Löcher in deinen Erinnerungen stößt, dann verurteile dich nicht dafür. Es ist völlig normal, dass wir Mamas, gerade in den ersten Jahren, uns selbst immer wieder vergessen, während wir versuchen, alle anderen um uns herum glücklich zu machen.
Und dazu gehört auch dein Business. Ich habe heute bereits die gesamte Zugfahrt nach Berlin zum Arbeiten genutzt und dabei viel mehr zu Stande gebracht, als ich es jemals in meinem Homeoffice geschafft hätte.
Wann hattest du das letzte Mal so richtig und ungeteilt Zeit für dein Business?
Du musst dich nicht schlecht fühlen, wenn du dich jetzt bei allem, was ich sage, ertappt fühlst. Denn genau dafür bin ich hier: Um dich daran zu erinnern, dass du bitte hin und wieder auch einfach mal an dich selbst denkst. An das, was DICH glücklich macht. An das, was DU brauchst, um ein erfülltes Leben zu führen.
Probiere es einfach mal aus und du wirst merken, was für einen Unterschied das macht. Wie viel entspannter dein Alltag wird, wie viel mehr Zeit du haben wirst, wie viel mehr Leichtigkeit bei dir einziehen wird…
Und bevor ich dich nun um noch mehr Zeit beraube, schnappe ich mir jetzt mein Buch, verziehe mich auf die gemütliche Hotelterrasse und genieße die warmen Sonnenstrahlen dieses wunderschönen Spätnachmittags hier in Berlin.
Was gibt es Schöneres?