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Selbstständigkeit aufgeben? Warum ich mich fast auf einen Job beworben habe und es dann doch nicht gemacht habe

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Selbststaendigkeit aufgeben

Letzten Monat war ich kurz davor, mich auf einen Job zu bewerben und wieder den Weg in das Angestellten-Verhältnis zu gehen. Das hätte bedeutet, dass ich meine Selbstständigkeit aufgeben würde. Wie es dazu kam und warum ich das am Ende dann doch nicht gemacht habe, das möchte ich dir heute erzählen.

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Wie es dazu kam, dass ich mich auf einen Angestellten-Job bewerben wollte

Letztes Jahr war einfach irgendwie der Wurm drin. Irgendwie kam ich nicht voran und trat auf der Stelle. All die anderen Jahre ging es stetig bergauf und alles lief irgendwie. Und das trotz all der Krisen drumherum.

Aber letztes Jahr wollte einfach nicht so richtig. Ich kann noch nicht mal genau sagen, warum, denn es sind großartige Dinge passiert. Ich habe Anfang des Jahres meinen Zeitmanagement Onlinekurs (seit Mai 2023 nicht mehr verfügbar) gelauncht, habe einen Wanderführer herausgebracht und habe mit vielen tollen Kund*innen zusammengearbeitet.

Das Jahr fing also äußerst vielversprechend an.

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Doch dann passierten nach und nach immer mehr Dinge, die eben nicht so toll waren. Von September an bei uns konstant immer jemand krank. Wir wechselten brav zwischen Magen-Darm und Erkältungsviren hin und her und jedes Virus drehte einfach eine Runde durch die ganze Familie. Und ich muss dir sicher nicht erzählen, dass ich nicht unbedingt immer selbst krank sein muss, damit es anstrengend ist. Ein krankes Kind oder ein kranker Mann sind nicht weniger anstrengend als selbst krank zu sein.

Natürlich wundert es mich nicht, dass nach so vielen Monaten der Isolation jetzt alle Viren ne fette Party feiern, aber dass es uns über einen so langen Zeitraum immer wieder erwischen würde, das hätte ich einfach nicht gedacht. Und egal, wen ich frage, das sieht bei anderen Familien einfach genauso aus.

So richtig motiviert war ich dadurch auch nicht, so dass meine Pläne für die zweite Jahreshälfte schlichtweg geplatzt sind. Sie sind dem alltäglichen Chaos gewichen und ich war meist mehr damit beschäftigt, das aufzuholen, was ich durch Krankheitstage verpasst hatte, als an meinen Zielen zu arbeiten.

Irgendwann war ich so deprimiert, dass ich begann zu fantasieren: So ein Angestelltenjob wär doch fein. Ein geregeltes und sicheres Einkommen, bezahlte Urlaubstage und ein Job, der zu Ende ist, sobald man nach Hause geht.

Ja, ich malte mir das wunderschön aus. In den schönsten Farben.

Und wie es immer so ist, wenn man sich etwas wunderbar vorstellt, hört das Universum genau zu und ohne, dass ich aktiv danach gesucht hätte, stolperte ich online plötzlich über das perfekte Jobangebot.

Die Stellenausschreibung, die perfekt klang

Die Stellenanzeige klang wirklich einfach perfekt! Alles, was gesucht wurde, brachte ich mit. Und nicht nur das: Alles, was gesucht wurde, ist auch das, was mir enorm viel Spaß macht bei meiner Arbeit.

Die Stelle wäre in der Nähe gewesen, die Bezahlung vernünftig und der Arbeitgeber ein sicherer. Ehrlich, in Gedanken sah ich mich schon jeden Tag voller Vorfreude auf meinen neuen Job aufstehen und mit einem super netten Team an Dingen arbeiten, die ich liebe.

Was gibt es Schöneres?

Aber da war doch noch etwas… irgendetwas, was nicht so ganz passte… wie nennt sich das gleich noch?

Ach ja….

Die Realität!

Warum ich mich am Ende doch nicht beworben habe

Denn so schön die Stellenausschreibung auch war, wurde mir nach einiger Zeit bewusst, dass es völlig utopisch für mich wäre, diese Stelle anzunehmen.

Lass mich kurz erklären, was die Gründe sind, die dagegen sprachen:

1. Meine heiß geliebte Flexibilität wäre weg

Ich habe mich 2016 für die Vollzeit-Selbstständigkeit entschieden, weil es mir wichtig war, flexibel zu sein. Mein Mann liebt seinen Angestelltenjob, aber besonders flexibel ist der nicht. Ich wollte einfach für mein Kind da sein können, wann immer es mich braucht und nicht, wann meine Arbeitszeiten es erlauben. Und das hat absolut nichts mit klassischen Rollenbildern von Mann und Frau zu tun, sondern einfach mit unseren ganz persönlichen Wünschen. Wäre es andersherum würde mein Mann diese Rolle übernehmen.

Meine Selbstständigkeit ermöglicht mir genau das. Natürlich muss auch ich manchmal jonglieren, aber ich kann meine Arbeit im Ernstfall auch gut um die Bedürfnisse meines Kindes drumherum planen.

Und das hat in den letzten 6 Jahren auch wirklich sehr, sehr gut funktioniert. Nicht ohne Hilfe von außen, das ist klar und es gab auch immer wieder Phasen, in denen es nicht so gut lief, aber im Großen und Ganzen war ich so flexibel, dass ich immer für mein Kind da sein konnte, wenn es mich gebraucht hat.

Bei einer Angestelltentätigkeit wäre es immer ein riesiger Organisationsakt, um eine Betreuung oder eine Vertretung bei der Arbeit zu organisieren. Ich müsste mich Kindkrank schreiben lassen oder könnte im schlimmsten Fall nicht bei meinem Kind sein, wenn es mich braucht.

2. Ich würde mein Kind nur noch Morgens, Abends und am Wochenende sehen

Das bringt mich zu meinem zweiten Punkt: Eine feste Anstellung bedeutet auch, dass ich morgens aus dem Haus gehen würde und Abends erst wieder zurückkäme. Es waren zwei sehr ähnliche Stellen ausgeschrieben: Eine 100% Stelle (also 40 Arbeitsstunden pro Woche) und eine 70% Stelle mit 30 Arbeitsstunden pro Woche).

Beide Stellen würden mir auch trotz Homeofficemöglichkeit nicht erlauben, mein Kind so viel zu sehen, wie es aktuell der Fall ist.

Zudem hätte ich noch eine weitere Hürde zu knacken:

3. Ich wäre zu 100% abhängig von Kinderbetreuungsmöglichkeiten

Wenn ich nicht Mittags da bin, um mein Kind aus dem Kindergarten zu holen, ihn über die Mittagszeit zu betreuen und dann wieder zum Nachmittagskindergarten zu bringen, muss das jemand anderes für mich übernehmen.

Ich weiß, dass das für viele jetzt erstmal komisch klingt: Nachmittagskindergarten? Mittagspause? In weiten Teilen Deutschlands ist eine Ganztagesbetreuung vollkommen normal. Bei uns hier auf dem Land aber eben nicht. Da sind solche Plätze rar oder eben gar nicht vorhanden, weil es dafür einfach kein Angebot gibt.

Wir müssten also auf Hilfe von Familie und Freunden zurückgreifen, um das zu stemmen.

Und dann war da ja auch noch eine weitere Kleinigkeit:

4. Die Schule startet kommendes Jahr auch für unseren kleinen Mann

Ab Herbst 2023 startet der Sohnemann mit der Schule und so sehr ich mich für ihn freue, so sehr bringt es auch unseren Alltag wieder durcheinander. 

Denn dann wird es keine Nachmittagsbetreuung mehr geben und die Schule ist, zumindest am Anfang, auch erstmal nur ein paar Stunden am Vormittag. 

Zudem ist es mir wichtig, dass ich ihn bei diesem aufregenden und spannenden Lebensabschnitt gut unterstützen kann. Er muss ja auch erstmal das Lernen lernen. Hausaufgaben sind ein weiteres Thema. Da möchte ich da sein, wenn er Hilfe benötigt. Ich möchte ihm beim Übergang vom Kindergarten zur Schule helfen und ihm die Unterstützung bieten können, die er braucht.

Das bedeutet aber auch, dass ich meine Arbeitsstunden umplanen muss und auch erstmal selbst wieder einen neuen Rhythmus finden muss. Dabei gleichzeitig noch 30 Stunden angestellt arbeiten und zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten sein?

Ich glaube nicht, dass das funktionieren würde.

Versteh mich nicht falsch: Ich arbeite aktuell sicher auch um die 30 Stunden, aber ich kann sie mir eben frei über alle Tage der Woche und alle Tageszeiten verteilen.

5. Familienurlaub? Würde die nächsten Jahre vermutlich ausfallen

Ich habe keine Ahnung, wie Familien das machen, in denen beide Elternteile angestellt arbeiten. Ich habe mal geschaut, wie viele Ferientage ab dem kommenden Jahr pro Jahr auf uns zukommen. Das sind mehr als 60 Tage, an denen unser Kind nicht in die Schule gehen wird. Und damit meine ich Wochentage und keine Wochenenden!

Nehmen wir mal an, mein Mann und ich hätten beide 30 Urlaubstage im Jahr. Dann könnten wir die mehr als 60 Tage schon nicht abdecken, wenn wir das komplett aufteilen würden.

Und selbst wenn wir die restlichen Tage durch Familie und Freunde abdecken könnten, würde das aber auch gleichzeitig bedeuten, dass wir keinen einzigen unserer Urlaubstage zusammen verbringen würden, weil wir ja zu komplett unterschiedlichen Zeiten Urlaub hätten.

Familienurlaub würde es dann schlichtweg einfach nicht mehr geben.

6. Ich will meine eigenen Projekte schlichtweg nicht über Bord werfen

Und jetzt zum Schluss habe ich auch noch einen sehr egoistischen Grund, warum das mit der Angestellten-Tätigkeit nicht funktionieren würde:

Ich müsste sowohl meine Kundenarbeit als auch Mamanehmer und A Tasty Hike komplett an den Nagel hängen, weil dafür einfach keine Zeit mehr bliebe.

Und all das, was ich mir über viele Jahre hinweg aufgebaut habe, einfach so wegwerfen?

Nein, dafür liegen mir meine eigenen Projekte einfach viel zu sehr am Herzen.

Warum es trotzdem gut war, dass ich an diesen Punkt gekommen bin und mich gefragt habe ob ich meine Selbstständigkeit aufgeben soll

Auch wenn ich mich nun nicht für diese Stelle beworben habe und im Grunde einfach alles so bleibt, wie es ist, bin ich dennoch super dankbar, dass ich an diesen Punkt gekommen bin, denn er hat mir die Augen geöffnet.

Ich habe gelernt, dass…

… nicht alles gold ist, was glänzt und dass der vermeintlich „perfekte Angestelltenjob“ am Ende doch nicht so perfekt war, wie ich gedacht hatte.

… ich mich in einer verdammt privilegierten Situation befinde.

… ich andere Eltern sehr bewundere, die zwei Angestelltenjobs mit Kindern meistern. Mir war ehrlich nicht bewusst, wie krass das sein muss.

… ich meine Selbstständigkeit liebe, genau so wie sie ist, auch wenn es mal nicht ganz rund läuft.

Seitdem bin ich einfach viel entspannter und gehe deutlich gelassener in den Tag, auch wenn dem Kind mal wieder die Nase läuft oder das nächste Magen-Darm-Schild am Kindergarteneingang hängt.

Ok, das war gelogen. Ich werde NIE entspannt sein, wenn das Magen-Darm-Schild aushängt, denn Magen-Darm ist scheiße! Der absolute Endgegner unter den Kinderkrankheiten. Und leider sind in unserer Familie einfach alle super anfällig dafür, so dass dieses Schild schon fast eine Garantie ist, dass wir es bekommen…

Aber grundsätzlich weiß ich meine Situation jetzt viel besser zu schätzen und bin dankbar, dass ich die Möglichkeit habe, so zu arbeiten, etwas zum Familieneinkommen beizutragen, mich selbst zu verwirklichen aber gleichzeitig eben auch vollkommen flexibel für mein Kind da sein kann.

Das ist NICHT selbstverständlich und manchmal braucht es eine kleine Krise, um sich das wieder in Erinnerung zu rufen.

Denkst du auch manchmal darüber nach, dir einfach eine Angestelltenstelle zu suchen, weil es dann gefühlt alles leichter machen würde?

Ich hoffe, dass ich dir mit meinen Worten zeigen konnte, dass es immer zwei Kehrseiten der Medaille gibt und dass es wichtig ist, sich auch beide Seiten sehr genau anzuschauen, bevor man eine Entscheidung trifft.

Denn oft malen wir uns Dinge viel schöner aus, als sie realistisch betrachtet am Ende sind. Gleichzeitig malen wir viele Dinge schwarz, die gar nicht so schlecht sind, wie sie auf den ersten Blick erscheinen.

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