Seitdem die letzten Einschränkungen gefallen sind, genießen wir vermutlich alle gerade wieder ein halbwegs „normales“ Leben. Aber bleibt das auch so?
Viele sprechen bereits jetzt von der nächsten Welle im Herbst und ich für meinen Teil möchte mich (zumindest theoretisch) schon einmal darauf vorbereiten und für den Notfall einen Plan in der Tasche haben, den ich im Ernstfall nur noch zücken und anwenden muss.
Ob der Ernstfall tatsächlich ansteht, steht in den Sternen, aber die letzten zwei Jahre haben mich gelehrt, dass alles möglich ist und ich idealerweise auf alle Eventualitäten vorbereitet sein möchte, damit sie mich nicht hinterhältig überrumpeln und meinen Mama-Business-Alltag ins Straucheln bringen.
Deshalb habe ich in den letzten Wochen bei anderen selbstständigen Eltern nachgefragt und mir ihre wertvollsten Tipps zur „Selbstständigkeit in Zeiten von Corona“ eingeholt.
Diese Tipps möchte ich heute gerne mit dir teilen:
Für mich ist es unheimlich wichtig, dass ich all meine Prozesse und Abläufe dokumentiere: Community-Management in meinem Mitgliederbereich, ein Webinar halten, Launches, … am besten bis ins kleinste Detail. So habe ich einen guten Überblick, wie viel Zeit ich wofür brauche und welche Aufgaben dazu gehören. Und kann dementsprechend viel Puffer einplanen. Und außerdem ist es so einfacher, dass ich Dinge abgebe. Ich nutze dafür am liebsten das Projektmanagement Tool Asana. Dort habe ich für alle Abläufe Vorlagen, die ich bei Bedarf nur kopieren muss. Und es ist perfekt geeignet um mit anderen zusammenzuarbeiten.
Mehr über Janneke und ihre Arbeit erfährst du auf ihrer Webseite und in meinem Interview mit ihr zum Thema Selbstständigkeit mit Zwillingen.
Jutta hat gleich 5 Tipps für uns:
Tipp 1: Priorisieren
Überlege, welches die wirklich wichtigen Termine sind, bei denen du nicht gestört werden solltest. Versuche diese so zu legen, dass Kinderbetreuung möglich ist (durch Partner, befreundete Eltern, bezahlter Babysitter…). Bei den Terminen (oder Arbeitsblöcken, s. Tipp 3), die zwar auch wichtig aber nicht Priorität 1 sind, überlege wie es für dich und die Kinder möglichst entspannt funktionieren könnte. Also beispielsweise mit Baby Termine auf die gängigen Schlafenszeiten zu legen oder bei etwas älteren Kindern gemeinsam überlegen, wie sie sich beschäftigen können und dies auch vorbereiten (z. B. Spiel- oder Malsachen bereitlegen). Zudem mit den Kindern besprechen, dass du möglichst deine Ruhe brauchst aber trotzdem vermitteln, dass sie bei wichtigen Problemen immer zu dir kommen dürfen und du deswegen nicht sauer bist. Und auch mal Fünf gerade sein zu lassen und dich fragen: Ist es wirklich nötig, dass ich das jetzt mache? Oder kann ich es auslagern, verschieben oder ganz absagen?
Tipp 2: The One Thing
Frage dich: Was ist die eine Sache, die dich heute wirklich weiterbringen würde? Und das muss nichts Großes sein, große Aufgaben solltest du dir möglichst in kleine unterteilen. Manchmal ist es vielleicht sogar nur ein Anruf oder eine Terminvereinbarung mit einem wichtigen Kontakt.
Tipp 3: Im Block arbeiten
Damit meine ich, ähnliche Arbeiten zusammenzufassen und versuchen, am Stück zu arbeiten. Leider ist man mit Kindern oft verleitet, verzettelt und „nebenzu“ zu arbeiten. Doch letztendlich stresst das mehr, als dass es bringt. Denn man kann weder konzentriert arbeiten noch richtig für die Kinder da sein.
Tipp 4: Mini-Urlaube
Ganz gezielt Handy weglegen, Notebook zuklappen und für die Kinder präsent sein. Ihr könnt euch gemeinsam sogenannte Mini-Urlaube überlegen. Dinge, die euch allen Spaß machen. Manchmal können das auch nur kleine Dinge sein. Am besten mit unterschiedlichen Zeitspannen. Also z. B. Eine Geschichte vorlesen, einfach mal umarmen, 5 min Tanzsession im Wohnzimmer, in die Badewanne gehen, auf den Spielplatz gehen, was vom Lieblingsrestaurant holen…und dann dafür sorgen, dass z. B. pro Tag ein Mini-Urlaub umgesetzt wird.
Ebenso kannst du für dich überlegen, was dir Freude bereitet – und wenn es nur 5 min mit einem Kaffee auf dem Balkon sind – diese 5 min gehören dann aber ganz dir. Wichtig ist, das von ganzem Herzen zu genießen.
Hier findest du eine Vorlage für deine Ideen-Sammlung.
Tipp 5: Positiver Tagesrückblick
„Was war heute gut? Was ist heute gelungen oder hat Spaß gemacht“. Lass die schönen Momente abends nochmal Revue passieren. Das funktioniert auch prima mit Kindern. Entweder im Gespräch, schriftlich oder als Skizze. Und das können auch ganz kleine Dinge sein.
Tipp 4 und 5 kommen aus der Positiven Psychologie und helfen, gelassener zu bleiben und trotz schwieriger Umstände besser durch den Alltag zu kommen. Denn nur wenn es dir gut geht, kannst du auch gut arbeiten. Viel Freude beim Ausprobieren.
Mehr über Jutta und ihre Arbeit erfährst du auf ihrer Webseite.
Mit vier kleinen Kindern Zuhause komme ich immer wieder an den Punkt, an dem ich hart priorisieren muß. Ich habe in den letzten Jahren gelernt, mich in solchen Perioden auf die Aufgaben zu konzentrieren, die mir am meisten Gewinn bringen. Das bedeutet, wenn ich nur eine Stunde Zeit habe, schreibe ich lieber 4 Mails an potentielle Interessentinnen und ehemalige Kundinnen, um ihnen ein Angebot zu machen, als einen neuen Blogartikel zu schreiben. Obwohl mir das Blogartikel schreiben deutlich mehr Spaß macht. Aber am Ende bringen mir diese 4 Mails konkret Kunden, während ich mit meinen Blogartikeln Menschen im Netz erreiche, die erst in ein paar Monaten von mir kaufen werden.
Mehr über Anne und ihre Arbeit erfährst du auf ihrer Webseite.
Mir als Babyschlafberaterin und Mama von drei kleinen Kindern ist in diesen unsicheren Zeiten mit auf der Kippe stehender Kita- und Schulbetreuung wieder klar geworden,
wie wertvoll es ist, wenn die Kinder feste Schlafens- und Ruhezeiten haben. Der lange Mittagsschlaf meines Kleinen ist wie ein Segen, wenn die Große auch zuhause ist und sie
auch mal 1:1 Zeit mit mir verbringen möchte.
Babyschlaf ist heilig – vor allem in unsicheren Zeiten.
Mehr über Victoria und ihrer Arbeit erfährst du auf ihrer Webseite und in unserem gemeinsamen Interview zum Thema Babyschlaf.
Eigentlich sind es sogar zwei Tipps: Gelassenheit und Fokus.
Wir haben in den vergangenen Jahren gelernt die Situationen anzunehmen, einen Schritt zurück zu gehen und zu schauen was gerade wirklich wichtig ist.
Was tut uns jetzt gut? Was können wir leisten? Wer kann uns bei unseren Vorhaben unterstützen? Wann können wir uns dafür Zeitfenster schaffen?
Raus aus dem Panik-Modus, durchatmen und die Perspektive wechseln. Das hilft.
Mehr über Kerstin und ihre Arbeit erfährst du auf der Mompreneurs-Webseite.
Benjamin’s Tipp: Regelmäßig Tanken
Gerade in unsteten Zeiten ist es wichtig, auf die eigenen Reserven zu achten.
Um entspannter im Alltag zu sein, ist es wichtig, regelmäßig zu tanken.
Nee, nicht dein Auto aufzutanken, sondern regelmäßig Energie aufzutanken.
Unser Auto hat eine Anzeige, die zeigt uns an, wenn es Zeit ist den Tank wieder aufzufüllen (auch wenn man das bei den Spritpreisen gerne lange aufschiebt),
bei uns selber ist das leider nicht so.
Wir merken es oft erst, wenn es zu spät ist, wir schon anfangen zu kränkeln oder vollkommen müde umfallen.
Wir brauchen kleine Tankstellen im Laufe des Tages, große Tankstellen im Monat und mindestens zwei große Tanklaster im Jahr.
Tanken können wir bei Freunden, bei der Familie, allein und nicht zu vernachlässigen beim Partner, ganz ohne Kinder.
Eine Liste mit diesen Tankstellen sollte sich jeder anlegen und regelmäßig darauf schauen.
P.S. An unseren Waschbecken steht eine Spielzeugampel und beim Händewaschen fragen wir uns „Ist meine Tankuhr gerade grün, gelb oder schon rot?“
Mehr über Benjamin und seine Arbeit erfährst du auf seiner Webseite.
MAKE TODAY TADA! Viele planen, um zu planen und oftmals ist das gar nicht nötig, Wochen oder Monate im Voraus durchzutakten. Bei unserem Mama-Alltag, der sich gefühlt jede Sekunde wieder komplett ändern kann, ist es für mich einfacher, jeden Tag mit einer wichtigen Frage zu beginnen: „Was kann ich HEUTE tun, um meinem Ziel einen Schritt näher zu kommen?“ Wenn ich am Ende des Tages dann eine solche Aufgabe erledigen konnte, fühle ich mich so produktiv! Das darf auch was ganz kleines sein – je nach dem, welches Ziel du hast. 💙
Mehr über Jessica und ihre Arbeit erfährst du auf ihrer Webseite.
UND WAS SIND DEINE TIPPS, JANA?
Ich habe über die Unplanbarkeit der Selbstständigkeit in Zeiten von Corona bereits mehrere Beiträge veröffentlicht, die du hier findest:
- Coronaferien Tagebuch: 8 1/2 Dinge, die ich aus der Krise gelernt habe und mitnehmen möchte
- Entspannt durch die Krise: Ein Arbeitstag in Zeiten von Corona + 11 1/2 Tipps, die dir durch die Krise helfen
- Social Distancing, Quarantäne, Ausgangssperren – Wie ist das mit der Selbstständigkeit im Home Office mit Kind vereinbar?